Zur Geschichte des Wormser Hofs

Hauptstraße 108 – 110

 

Die revolutionär gestimmten Arbeiter, Handwerker und Studenten, die den 51 im Badischen Hof versammelten Honoratioren Dampf machen wollte, drängten sich nicht nur auf der Hauptstraße, sie lagerten auch im Gasthof gegenüber in dem geräumigen Saal und Garten der Harmonie (Hauptstraße 110); der Saal musste später einem Kinosaal weichen. Diese 1839 gegründete Bürgergesellschaft entwickelte sich mehr und mehr zu einem Diskussionsforum der Liberalen mit Zeitschriften-Lesesaal und Bibliothek.

Im Mittelalter befand sich an dieser Stelle ein Machtzentrum, der Wormser Bischofshof. Ein stark übermaltes Renaissance-Portal und ein spätgotischer Erker erinnern noch daran. Hier scharte Johann von Dalberg, zugleich kurfürstlicher Kanzler, Kurator der Universität und Bischof von Worms, ab 1480 bedeutende Humanisten um sich …

Im Jahr 1680 bekam Charlotte von Hessen, die erste, von ihm geschiedene Frau des Kurfürsten Karl Ludwig, den Wormser Hof von ihrem Sohn Karl als Residenz und Witwensitz zugewiesen. Sie starb dort 1686.

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Das Gebäude, das sich westlich an die Front mit dem Erker anschloß (Hauptstraße 108), wurde 1959 abgebrochen, um die Einmündung der Theaterstraße platzförmig zu verunstalten … diesem Haus, in dem Johannes Brahms im Sommer 1875 ein und aus ging, gelegentlich auch übernachtete. An der Westseite des Hauses plätscherte der Kapuzinerbrunnen, auch Brahmsbrünnlein genannt, letztes Überbleibsel des ab 1685 erbauten Kapuzinerklosters, das sich einst nach Westen anschloss, doch ab 1807 niedergelegt wurde. Beim Abriss des Hauses Nr. 108 wurde der Brunnen auf den Friedhof des Grenzhofs transportiert. Der von Säulen flankierte Hauptstraßeneingang wurde an die Seitenfront des Hauses Nr. 110 verpflanzt.

Gekürzter Auszug aus:
Michael Buselmeier, Literarische Führungen durch Heidelberg
Eine Stadtgeschichte im Gehen, 2007 Verlag Das Wunderhorn