Literatur und das Buch

 

Hat das Universum Buch im lnternetzeitalter ausgedient? Diese Frage und der damit zusammenhängende Bestand der Trias von Autor, Verlag, Buch und die zur Disposition stehende Idee vom Autor und seiner Urheberschaft, hat nicht nur in den Printmedien zu äußerst kontroversen Debatten geführt. Auf der Leipziger Buchmesse hat der Börsenverein des Deutschen Buchhandels mit der Aktion Vorsicht Buch! gerade eine auf drei Jahre angelegte Werbekampagne für das Medium Buch gestartet. Darauf, dass unsere in den letzten 200 Jahren gewachsene, unser geistiges und gesellschaftliches Leben bestimmende Lesekultur verloren zu gehen droht, weist die von unabhängigen Verlegern gegründete Kurt-Wolff-Stiftung schon seit Jahren hin. Der sich durch die Entwicklung einer neuen Medienwirklichkeit und Netzwerkgesellschaft rasant verändernde Markt, dominiert von wenigen, auf Rendite abzielende Buchkonzernen, lässt die Literatur für den Leser immer abstrakter und anonymer werden. Um diesen Sog aufzuhalten, bedarf es nicht nur einer guten Literaturkritik und bestmöglich ausgebildeter Buchhändler, sondern Orte, wie die seit Ende der 1980er Jahre in größeren Städten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz entstandenen Literaturhäuser, als lebendige Treffpunkte für Literatur, um Autor und Leser wieder zusammenzuführen, Diskussionsprozesse zu fördern, die ganz unterschiedlichen Gesellschaftsgruppen Gelegenheit zum Gedankenaustausch bieten und die Debatten zum sich gegenwärtig abzeichnenden medialen Strukturwandel einbeziehen, sich den aktuellen Strömungen in der Literatur genauso wie den klassischen literarischen Traditionsräumen widmen, und preisgekrönte Literatur ihren Platz neben experimentierfreudiger hat, sodaß sich interessante Chancen für ein Kultursponsoring bieten.