Zweite Literatour des Freundeskreises
Die 2. Literatour führte uns am 24. September 2016 nach Knittlingen in das Faust Museum und ins Kloster Maulbronn
Ein charismatischer Astrologe, Heilkundiger, Wissenschaftler und Alchemist war der historische Faust. Wie aus ihm der Faust der Legende, der Faust Goethes und all der anderen Interpretationen wurde, das hat uns Frau Dr. phil. Denise Roth, die Leiterin des Faust Museums, so lebendig und unterhaltsam erzählt, dass wir förmlich an ihren Lippen hingen. Ein unvergesslicher Höhepunkt! Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Faust-Rezeption und -Gestaltung im 20. Jahrhundert (auch in Songtexten moderner Musik) und ich habe mich sofort auf die Suche nach Nina Hagens Interpretation des Schubert’schen „Gretchen am Spinnrade“ gemacht…
„Meine Ruh ist hin, mein Herz ist schwer; Ich finde sie nimmer und nimmermehr. Wo ich ihn nicht hab, ist mir das Grab, Die ganze Welt ist mir vergällt. Mein armer Kopf ist mir verrückt, Meiner armer Sinn ist mir zerstückt. Meine Ruh ist hin, mein Herz ist schwer, Ich finde sie nimmer und nimmermehr. Nach ihm nur schau ich zum Fenster hinaus, Nach ihm nur geh ich aus dem Haus. Sein hoher Gang, sein edle Gestalt, Seines Mundes Lächeln, seiner Augen Gewalt, Und seiner Rede Zauberfluß, Sein Händedruck, und ach! sein Kuß! Meine Ruh ist hin mein Herz ist schwer, Ich finde sie nimmer und nimmermehr. Mein Busen drängt sich nach ihm hin, Ach dürft ich fassen und halten ihn, Und küssen ihn, so wie ich wollt, An seinen Küssen vergehen sollt!“
Ein wunderbares Maultaschenbüffet in der Winzergenossenschaft und natürlich auch der dort vertriebene Wein ließen uns wieder zu Kräften kommen für den nächsten Programmpunkt: Das alte Zisterzienser-Kloster Maulbronn, eine der besterhaltenen Klosteranlagen Deutschlands. Dort wandelten wir u.a. auf den literarischen Spuren Hölderlins und Hesse, beide Schüler des Evangelischen theologischen Seminars, das die Stipendiaten durch das Erlernen der alten Sprachen auf das Studium der Theologie vorbereiten sollte.
Besonders Hesse hat Maulbronn in seinen Schriften verewigt: Wie Hans Giebenrath in seiner Erzählung Unterm Rad wohnte er im Haus Hellas. Josef Knecht im Glasperlenspiel erlebt Maulbronn als Waldzell und in Narziss und Goldmund finden wir Malbronn als Mariabronn wieder.